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Platter Zauber - „Sprookjessprokkelaar De Musical“ im Efteling Theater


Seit Oktober läuft im Efteling-Theater "Sprookjessprokkelaar De Musical", die Nachfolgeproduktion von "De Gelaarsde Kat". Wir haben es uns angesehen und berichten, ob sich ein Besuch lohnt.

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In den letzten Jahren gab es zwei verschiedene Typen von Musicalproduktionen in Efteling: solche, die auf einer parkeigenen Figur beruhen, wie zum Beispiel Sprookjesboom, oder solche, die ein bekanntes Märchen neu erzählen. Nachdem mit Pinokkio und De gelaarsde Kat zwei Märchenmusicals aufeinander folgten, feierte am 30. September mit "Sprookjessprokkelaar De Musical" wieder eine Produktion Premiere, die sich eine Figur aus dem Efteling-Universum zu eigen macht.

Die Marketingmaschine läuft: Der Sprookjessprokkelaar tauchte 2014 zum ersten Mal im Park auf, zuerst als reiner Walking-Act, es folgten ein Buch und ein Kurzfilm. Nun ist also noch ein Musical zu dieser Reihe dazugekommen und leider erkennt man bereits deutliche Ermüdungserscheinungen dieser Wiederverwertung.

Nichts an diesem Musical ist besonders innovativ, die Geschichte, die Musik, die Charaktere, alles schon hundertmal gesehen. Die Handlung setzt sich aus altbekannten Elementen zusammen: Da gibt es die junge Heldin, Sterre, ein Waisenkind, das bei seinem fürsorglichen Opa lebt und sich in der Dorfgemeinschaft wie eine Außenseiterin fühlt, ein verwunschenes Schloss, eine Hexe, Gespenster und eine platte Botschaft: Glück ist das Einzige, was sich vermehrt, wenn man es teilt.

Sterre, in der besuchten Vorstellung hervorragend gespielt von Lilo van den Bosch, klammert sich nach dem Tod ihrer Mutter an das Einzige, was von ihr geblieben ist: ein Buch über die wunderbare Welt von Schmetterlingen und anderen Flatterwesen. Dieses hat sie nun schon so oft gelesen, dass es vollkommen zerfleddert ist und sich bald komplett in seine Einzelteile auflöst. Als sie sich mit diesem Problem an ihren Opa (Diederik Rep) wendet, rät dieser ihr, die Märchenbibliothek im verlassenen Schloss aufzusuchen. Diese Bibliothek wird seit dem Verschwinden des Schlossbesitzers, Graf Stanislaus, (Dieter Spilleers) vom mysteriösen Sprookjessprokkelaar verwaltet und kann nur erreicht werden, wenn man unter den 100 Türen im Schloss die richtige findet.

Auf dieser Suche begegnet Sterre ihrer Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft und bekommt zahlreiche Plattitüden mitgegeben. So ist ein ganzes Lied dem platten Ratschlag „Folge deinem Herzen“ gewidmet.

Natürlich muss es auch einen Bösewicht geben, hier ist es die Ex-Frau des Grafen. Käthe Staallekker spielt sowohl sie als auch Sterres Mutter. Sie fühlt sich von ihrem Mann mitsamt Sohn Stijn sitzengelassen und will sich an der Welt rächen. Natürlich wird sie am Ende nach einigen Turbulenzen und einem schon an der Besetzungliste erkennbaren Twist, von Sterre und dem Sprookjessprokkelaar eines Besseren belehrt und wird wieder eine glückliche Frau. Ende gut, alles gut, natürlich.

Die Besonderheit dieser Vorstellung ist, dass es im Ensemble mit Li Ling Kassing und Nick van der Heyden auch zwei ausgebildete Akrobaten gibt, die während der Ensemblenummern immer wieder ihre Fähigkeiten als Schlangenmensch oder Jongleur demonstrieren und somit den wenig überraschenden Choreographien etwas mehr Farbe geben.

Aufgrund des schwachen Skripts haben es die Schauspieler sehr schwer, ihren Figuren mehr Tiefe zu geben. Das wird vor allem an Diederik Rep deutlich, der als Opa und Sprookjessprokkelaar durchgehend in ein und demselben Tonfall spricht, als hätte er Kleinkinder oder einen Hund vor sich. Auch Dieter Spilleers hat es mit seinen zahlreichen Rollen schwer, er spielt nicht nur den Grafen, sondern auch zwei der im Schloss lebenden Gespenster und bleibt in allen Rollen einfach nur albern. Tydo Korvers als Stijn hat überhaupt keine Möglichkeit zur Entfaltung, seine Figur wird viel zu spät in die Handlung eingeführt und hat keine wirkliche Funktion, er dient nur als „love interest“ für Sterre. Auch über Marleen de Vries gibt es fast nichts zu sagen, sie taucht zweimal als Katharina van der Decken und Titania auf, ist sowohl optisch als auch gesanglich nicht von Käthe Staallekker zu unterscheiden und fällt somit gar nicht als eigenständige Figur auf.

Die einzigen Darsteller, die sich deutlich hervorheben sind Lilo van den Bosch als Sterre und Käthe Staallekker, vor allem Letztere ist gesanglich sehr stark.

Die ersten Minuten dieses Musicals sind die besten, hier setzt Mark van Haasterens Inszenierung leise, mythische Akzente.Das Licht is in verscheidenden Grüntönen gehalten, auf der Bühne steht ein großes, kuppelartiges Geflecht aus Ästen, mit einer runden Projektionsfläche in der Mitte. Während Sterre in ihrem Buch liest, erwachen die Hauptfiguren zum Leben, Schmetterlinge tanzen über die Bühne. Assoziationen zum erfolgreichen Musical Droomvlucht werden geweckt, leider verschwinden diese im Lauf der Vorstellung wieder.

Immer wieder gibt es verzaubernde, ruhige Momente, in denen Tanz und Akrobatik das schwache Buch und die austauschbare Musik in den Hintergrund rücken lassen, aber leider sind diese in der Unterzahl. Das Problem der Musik ist, dass es oft so wirkt, als würde sich Eftelings Hauskomponist René Merkelbach es sich bei der Komposition von Musicals anscheinend zu einfach machen. Das mag hauptsächlich daran liegen, dass ein Attraktionssoundtrack alle zwei Jahre, zusätzliche Kompositionen wie zum Beispiel die neue Parkmusik und ein Musical pro Jahr einfach zu viel sind und das Setzen von Prioritäten erfordern. Sehr zum Leidwesen der Musicals, die oft so klingen, als hätte Merkelbach sie mal auf die Schnelle komponiert und arrangiert.

Ein weiteres Problem ist, dass sich die Kompositionen irgendwann alle ähneln, wenn jedes Musical vom gleichen Komponisten geschrieben wird. Hört man sich Merkelbachs Kompositionen einmal genauer an, kann man mittlerweile seine Lieblingssamples erkennen und mitsummen: „Halbtonschritt, Halbtonschritt, noch ein Halbtonschritt.“ Besonders die Lieder des 2015er Musical „Pinokkio“ bestanden aus wahllos zusammengeschusterten Versatzstücken verschiedener Musikstile. Das besserte sich mit „De Gelaarsde Kat“ zumindest dorthingehend, dass eine klare musikalische Linie zu erkennen war, auch wenn diese aus äußerst billig klingenden Synthesizern bestand. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der sich mit diesen überproduzierten Kinderdisco-Beats fast ausschließlich an Kinder richtete, weiß „Sprookjessprokkelaar" jedoch nicht, ob es ein alberner bunter Spaß oder eine magische Familienvorstellung mit Tiefgang sein will.

Es überwiegen schnelle Ensemblenummern mit übertriebenen Gesang und typische Kinderlieder-Arrangements, die klingen, als hätte jemand versucht, so viele billige Samples wie möglich übereinander gelegt, dann gibt es aber wieder Nummern wie die Power-Ballade „Ga“, welche deutlich als Showstopper konzipiert wurde, aber leider zwischen all den Albernheiten sehr schnell verpufft und außerdem doch sehr nach Radio-Einheitsbrei klingt.

Für sich alleine wäre diese Nummer sicherlich stärker, so aber wechseln sich emotionale Szenen und Lieder wie auch „Ik mis je zo“ zu abrupt mit Albernheiten ab.

Wenn zum Beispiel die im Schloss lebenden Geister im von Anachronismen strotzenden Lied "Visite" bergeweise knallbunte Torten und Früchte auf die Bühne tragen und von Paprikachips, Smarties und Chicken Wings schwärmen, während das Ensemble auf und ab hüpft, wähnt man sich auf einem Kindergeburtstag. Daran wäre ja gar nichts auszusetzen, wenn man es mit einem reinen Kindermusical zu tun hätte.

Jedoch ist der Grundton der Show dafür oft zu dunkel: so herrscht zum Beispiel eine düstere Stimmung, als Sterre das Schloss betritt, sowohl in der Musik als auch in Licht und Bühnenbild, bis die im Schloss lebenden Geister auftreten, die allesamt alte Efteling-Bekannte sind: da tauchen Willem van der Decken, der Kapitän des Fliegenden Holländers und seine Frau auf, Joris, der Drachentöter, und der aus Droomvlucht bekannte König Oberon mit seiner Frau Titania. All diese Charaktere sind so überzeichnet, dass es zwar für die Kleinen ein großer Spaß ist, ihnen zuzuschauen, doch für ältere Generationen ist dies zu viel des Guten.

Dafür sind die Szenen, die eher Eltern oder ältere Kinder ansprechen, für die Kleinsten zu düster und gruselig, es fehlt ein gesundes Gleichgewicht.

Besonders gegen Ende der Show wird dieses Problem deutlich: das Musical hat keinen einheitlichen Grundton, es mäandert zwischen Akrobatik-Spektakel, Kindergeburtstag und magisch angehauchter Coming of Age-Geschichte. All diese losen Enden werden am Schluss viel zu hastig zusammengebunden, das Ende überfällt den Zuschauer regelrecht. Gerade noch will Sterres Widersacherin alle Bücher der Welt auslöschen, aber auf einmal besinnt sie sich eines Besseren, Sterre küsst plötzlich Stijn, der im Großteil des Stückes durch Abwesenheit glänzte, alle singen und tanzen, und Konfetti wird in den Saal geschossen. Die Kinder freuen sich, so mancher Erwachsene bleibt ratlos zurück.

Zwar mangelt es dem Musical dadurch an Tiefe, aber nichtsdestotrotz ist es eine Show, die keinem weh tut, sie bleibt oberflächlich, ohne wirkliche Ohrwürmer, aber bietet einen vergnüglichen Abend oder Nachmittag, wenn man keine Spektakelshow im Stile älterer Efteling-Musicals wie Droomvlucht oder Kruimeltje erwartet.

„Sprookjessprokkelaar De Musical“ könnte man zwar als missglückte Familienunterhaltung sehen, betrachtet man es jedoch als belanglose Kindervorstellung wie seinen Vorgänger „De gelaarsde Kat“, ist es auf jeden Fall ein weiterer Schritt zu einer neuen Ausrichtung von Eftelings Musicalabteilung in Richtung kleiner Produktionen für Kinder. Wenn Efteling diesen Weg einhält, könnten noch einige schöne Produktionen folgen, die zwar kein Broadway-Niveau haben, es aber auch gar nicht haben wollen, sondern einfach das sein wollen, was man als „nett“ bezeichnen kann. Anderthalb Stunden lächeln, etwas mit dem Fuß wippen, und die Kinder haben ihren Spaß.

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